Central and East European
Society for Phenomenology

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220547

Zwischen Gesellschaft und Organisation

Niklas Luhmann

pp. 202-211

Abstract

Seit Humboldts Zeiten besteht die Tendenz, Universitätsfragen, zumindest politisch, als Organisationsfragen zu behandeln. Der Rest, der nichtorganisierbare Rest, kann dann, wiederum politisch, als Freiheit positiv herausgestellt werden. Organisation und Freiheit — damit sind diejenigen Merkmale benannt, mit denen das 19. Jahrhundert die moderne Gesellschaft zu realisieren sucht. Die Begriffe definieren in ihrer Spannung das politische Spektrum, innerhalb dessen Schwerpunkte gesetzt und Oppositionen entfaltet werden können. Man konnte in Frankreich mehr auf Organisation setzen, weil das politische System schon durch eine Verfassung geordnet war, und aus dem entgegengesetzten Grunde in Deutschland mehr auf Freiheit. Das färbt unterschiedliche Universitätsstrukturen bis zum heutigen Tage. Aber Organisation und Freiheit gehören zusammen. Beide Begriffe fordern einander auch und gerade, wenn sie politisch gegeneinander ausgespielt werden. Sie gehören auch insofern zusammen, als sie gemeinsam gegen die ständische Ordnung und gegen die sie reproduzierende Erziehung gerichtet waren.

Publication details

Published in:

Luhmann Niklas (1987) Soziologische Aufklärung 4: Beiträge zur funktionalen Differenzierung der Gesellschaft. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Pages: 202-211

DOI: 10.1007/978-3-663-01341-9_15

Full citation:

Luhmann Niklas (1987) Zwischen Gesellschaft und Organisation, In: Soziologische Aufklärung 4, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 202–211.