Central and East European
Society for Phenomenology

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201362

Krise und Niedergang der klassischen Systemtheorie

Klaus Müller

pp. 311-317

Abstract

Die Dynamik der Allgemeinen Systemtheorie blieb von der Spannung eines breit angelegten Wissenschaftsprogramms zu seinen Institutionalisierungschancen und seinem Stellenwert im allgemeinen Bewußtsein bestimmt. In der ersten Hälfte der 60er Jahre erreichte das Bertalanffy-Programm seinen Zenit. Aus den Systemwissenschaften der 40er Jahre war eine Art öffentlicher Philosophie geworden, deren Einfluß sich von der Molekularbiologie über die Sozialwissenschaften und Managementlehre bis in erkenntnistheoretische Regionen und futurologische Szenarien erstreckte. Ihre sozialwissenschaftliche Heuristik beeinflußte nicht allein die allgemeine Soziologie und Organisationstheorie, sondern auch die praktische Organisation der Bildungspolitik und Budgetplanung bis hin zu Simulationen des Rüstungswettlaufs. Der konstruktive Zug der Systemwissenschaften, die Gestaltung der Wirklichkeit nach Maß ihrer Modelle, wurde nicht selten zu einer Sozialutopie übersteigert, die bürokratische Herrschaft zu einer »Automatisierung von Entscheidungsprozessen« sublimieren wollte und gerade im Wissen um ihre Unerfüllbarkeit ihren visionären Charakter zu erkennen gab: »So utopisch der Gedanke einer vollständig durchrationalisierten optimalen Entscheidungsorganisation im Bereich des politischen Systems ist und bleiben wird, so deutlich weist er die Richtung der Anforderungen, denen die Entscheidungsverfahren der Verwaltung nachkommen müssen.« 1

Publication details

Published in:

Müller Klaus (1996) Allgemeine Systemtheorie: Geschichte, Methodologie und sozialwissenschaftliche Heuristik eines Wissenschaftsprogramms. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Pages: 311-317

DOI: 10.1007/978-3-322-95633-0_15

Full citation:

Müller Klaus (1996) Krise und Niedergang der klassischen Systemtheorie, In: Allgemeine Systemtheorie, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 311–317.