Central and East European
Society for Phenomenology

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218813

Homo ludens

Rudolf Boehm

pp. 89-173

Abstract

Wir ersahen die anthropo-theo-logischen Gründe, Hintergründe and Zusammenhänge des ursprünglichen Aufkommens des Ideals rein theoretischen Wissens in der klassischen griechischen Philosophie, jenes Ideals, von dem wir behaupteten, es bildete die erste Grundlage noch des modernen Zeitalters der Wissenschaft. Gesetzt nun, in der europaischen Neuzeit Matte in der Tat unser Zeitalter der Wissenschaft eben damit angehoben and sich begriindet, daβ endlich die Verwirklichung jenes antiken Ideals rein theoretischen Wissens and einer Fuhrung des Lebens der Menschheit durch ein diesem Ideal entsprechendes Wissen einen Anfang and sodann ihren Fortgang nahm. Es Matte die europäische Menschheit über Jahrhunderte, ja durch fast zweitausend Jahre Min dieses Ideal besessen and gehegt, wennschon ohne such nur einen ernstlichen Versuch zu machen, es zu verwirklichen: teils weil es denn doch nicht menschenmöglich schien, auf solchem Wege ein wahrhaft freies, selbst unsterbliches, ja gottgleiches Leben zu erlangen, teils weil es, glaubte man der vom Christentum behaupteten gött-lichen Offenbarung, zur Erreichung dieses Zieles auch des Beschreitens jenes Weges — des Weges des Strebens nach rein theoretischem Wissen — gar nicht zu bedürfen schien. Endlich muβte dieser Glaube erlahmen, nämlich die Hoffnung auf die verheiβene Wiederkehr Christi; nach ihrem letzten groβen Aufschwung um das Jahr 1200 vermochte sich these Hoffnung in der Tat nur mehr sporadisch and nur mehr mit fanatischer Gewaltsamkeit bisweilen noch zu erneuern

Publication details

Published in:

Boehm Rudolf (1974) Kritik der Grundlagen des Zeitalters. Dordrecht, Springer.

Pages: 89-173

DOI: 10.1007/978-94-010-1614-8_4

Full citation:

Boehm Rudolf (1974) Homo ludens, In: Kritik der Grundlagen des Zeitalters, Dordrecht, Springer, 89–173.