Central and East European
Society for Phenomenology

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216215

Hannah Arendt, Karl Jaspers und das Böse

Holger Sederström

pp. 32-58

Abstract

Im Untertitel ihres Buches »Eichmann in Jerusalem« spricht Hannah Arendt von der »Banalität des Bösen«. An dieser Formulierung hat sich eine fortdauernde Diskussion entzündet, die jedoch den Zusammenhang und die Entwicklung des Denkens Arendts vielfach vernachlässigt. Während sich die Diskussion auf die Formel von der Banalität des Bösen konzentriert, läßt sich in Arendts Werken eine Verwandlung ihrer Konzeption des Bösen finden. Dieser Wandel fuhrt von der Beschreibung des »radikal Bösen« in »Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft«, über das »banale Böse« in »Eichmann in Jerusalem«, bis hin zum »Bösen als Mangel an Urteilskraft« in der unvollendeten Trilogie »Das Leben des Geistes« (eine Zusammenfassung der sich wandelnden Konzeption des Bösen bei Hannah Arendt findet sich bei Roland Henke1). Wo dieser Wandel bemerkt wurde, hat man ihn als Zusammenhanglosigkeit und als Zeichen des unsystematischen Ganzen des Werkes Arendts verstanden. Die gängigen Arendt-Interpretationen haben dabei vor allem ihr politisches Umfeld und Interesse im Blick, ihre Paria-Existenz im Zuge der Emigration aus Deutschland und den Einfluß Martin Heideggers. Hier soll dagegen am Beispiel der Frage nach dem Bösen der vernachlässigte Einfluß Karl Jaspers' herausgestellt werden. Es gilt die Spuren der Jasperschen Philosophie in Hannah Arendts jeweiligen Konzeptionen aufzufinden — in dem Bewußtsein einer möglichen Überbetonung; im Jasperschen Sinne bleibt die Frage nach der Kommunizierbarkeit nicht vernachlässigt.

Publication details

Published in:

Ballestrem Karl, Gerhardt Volker, Ottmann Henning, Thompson Martyn (2001) Politisches Denken Jahrbuch 2001. Stuttgart, Metzler.

Pages: 32-58

DOI: 10.1007/978-3-476-02726-9_3

Full citation:

Sederström Holger (2001) „Hannah Arendt, Karl Jaspers und das Böse“, In: K. Ballestrem, V. Gerhardt, H. Ottmann & M. Thompson (Hrsg.), Politisches Denken Jahrbuch 2001, Stuttgart, Metzler, 32–58.