Central and East European
Society for Phenomenology

Repository | Book | Chapter

208725

Abstract

Laut Bourdieus Theorie des literarischen Feldes wird dieses durch das autonome und das heteronome Ordnungsprinzip geregelt, die zueinander in einem Spannungsverhältnis stehen. Im literarischen Feld totalitärer Gesellschaften, etwa der DDR, wird die künstlerische Autonomie zugunsten der parteipolitischen Haltung, des heteronomen Ordnungsprinzips, eingeschränkt. Im Mittelpunkt dieses Handbuchkapitels stehen systematische Überlegungen zu den Mechanismen der Kanonbildung bzw. den Versuchen der Kanondurchsetzung in eben solchen totalitären Gesellschaften bzw. heteronomen Literatursystemen. Die in den beiden Unterkapiteln 4.1.1 und 4.1.2 behandelten historischen Beispielfälle Nationalsozialismus und Russland wurden gewählt, weil ihre Gegenüberstellung es erlaubt, Unterschiede zwischen totalitären Gesellschaften zu veranschaulichen und Fragen wie diese zu beantworten: Welche Rolle spielen der zeitliche Faktor und die Anzahl der verantwortlichen staatlichen und parteiamtlichen Kanonakteure bei der Durchsetzung der politisch-ideologischen Zensur und dem mit ihr korrelierten zentralisierten, homogenisierten literarischen Feld? Wie beeinflusst eine ideologisch motivierte Negativkanonisierung die Durchsetzung eines parteikonformen heteronomen Literaturkanons? Welche Rolle spielen andere Faktoren wie z. B. ästhetische Vorgaben und politische Steuerung der Verlagslandschaft bei der heteronomen Kanonbildung?

Publication details

Published in:

Rippl Gabriele, Winko Simone (2013) Handbuch Kanon und Wertung: Theorien, Instanzen, Geschichte. Stuttgart, Metzler.

Pages: 85-119

DOI: 10.1007/978-3-476-05306-0_4

Full citation:

Kaiser Gerhard R, Grübel Rainer, Herrmann Leonhard, Rippl Gabriele, Preuss Stefanie, Straub Julia (2013) „Vom literarischen Kanon zur Kanonpluralität“, In: G. Rippl & S. Winko (Hrsg.), Handbuch Kanon und Wertung, Stuttgart, Metzler, 85–119.