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Überwindung von Ethnozentrismus und Eurozentrismus
pp. 91-114
Abstract
Aus der Unvermeidlichkeit der weltweiten Wanderungen und der Zuwanderung hierzulande folgt nicht notwendig eine Zustimmung zu einer dauerhaft multikulturellen Gesellschaft. Den Zuwanderern kann auch eine Assimilation bis zur Unauffälligkeit zugemutet werden, ausgedrückt in dem häufig geäußerten Deutungsmuster "Wer hier lebt, muß sich anpassen". Dieses "muß" drückt die Abwehr einer Befremdung aus, die sich weniger auf die äußere Andersartigkeit der Zugewanderten bezieht — diese Andersartigkeit wirkt nur als Signal für die tieferliegende Beunruhigung -, sondern vielmehr auf das Infragestellen der eigenen Lebenswelt durch die selbstverständlich vorgelebte andere Lebenswelt, in der einiges im Widerspruch zu den eigenen Selbstverständlichkeiten und Wertüberzeugungen steht. Entweder die eigenen Überzeugungen sind richtig — und bleiben auch in einer solchen Konfrontation in Geltung — oder die fremden. Da die Macht sehr ungleich verteilt ist, wird dieser Konflikt dadurch gelöst, daß die eigenen Lebensvorstellungen der Majorität ungefragt in Geltung belassen werden und den fremden Lebensweisen der Zuwanderer auferlegt wird, sich so anzupassen, daß Widersprüche und Konflikte verschwinden. Als Ausdruck einer solchen Anpassung der Lebensvorstellungen, einer solchen Akkulturation, wird dann auch eine Anpassung der äußeren Präsentation verlangt: "das Kopftuch muß verschwinden!"
Publication details
Published in:
Nieke Wolfgang (1995) Interkulturelle Erziehung und Bildung: Wertorientierungen im Alltag. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Pages: 91-114
DOI: 10.1007/978-3-322-95997-3_5
Full citation:
Nieke Wolfgang (1995) Überwindung von Ethnozentrismus und Eurozentrismus, In: Interkulturelle Erziehung und Bildung, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 91–114.