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Selbststeuerung der Wissenschaft
pp. 232-252
Abstract
Zwei Themen beherrschen die heutige Diskussion über Wissenschaft: die Frage der Organisation der Wissenschaft im Sinne spezifischer Leistungserwartungen und die Frage ihrer Autonomie. In beiden Fällen scheint, obwohl es an Protesten nicht fehlt, die Wissenschaft als ein System sozialen Handelns vor Augen zu stehen, das besser organisiert bzw. autonom gesetzt werden soll. Jedenfalls können Begriffe wie Organisation oder Autonomie kaum unmittelbar auf Methoden und Theorien, die alten Themen der Wissenschaftstheorie, bezogen werden. Was aber gemeint ist, wenn die Wissenschaft als soziales System gesehen wird, bleibt unklar, wie auch die Grenzen dieses Systems und die faktischen Prozesse der Informationsverarbeitung, die im Inneren dieses Systems vermutlich ablaufen, im dunkeln liegen. So bleibt die Wissenschaftspolitik darauf angewiesen, zögernd und mit spitzen Fingern diese black box zu manövrieren. Überdies ist mit dem Beginn des Systemdenkens auch schon der Verdacht dagegen zur Stelle und befürchtet, daß alles sich nun ins Betriebliche, Technische, Funktionelle, organisatorisch Stabilisierte wenden könnte (l)*. Die Vorstellung eines "Systemzwangs' beginnt schon, eine Zwangsvorstellung zu werden (2). Es mag daher lohnen, sich etwas genauer zu überlegen, was impliziert ist und wohin es führt, wenn man Wissenschaft als soziales System analysiert.
Publication details
Published in:
Luhmann Niklas (1970) Soziologische Aufklärung 1: Aufsätze zur Theorie sozialer Systeme. Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.
Pages: 232-252
DOI: 10.1007/978-3-322-96984-2_11
Full citation:
Luhmann Niklas (1970) Selbststeuerung der Wissenschaft, In: Soziologische Aufklärung 1, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, 232–252.