Central and East European
Society for Phenomenology

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191000

Prägnanz und Ausdruck die Transformation der Dynamik des Gefühls

Joaquim Braga (University of Coimbra)

pp. 135-168

Abstract

Wir haben vorher gesehen, dass der Prägnanzprozess grundsätzlich eine Veränderung, eine Modifikation des Sinnlichen voraussetzt. Wir müssen jetzt fragen, inwieweit sich solch eine Modifikation mit der Dynamik des Gefühlsausdrucks artikuliert, nämlich wie sich im Prägnanzprozess Bild und Gefühl verhalten und verbinden. Denn in einem Wahrnehmungserlebnis — wie zum Beispiel im Fall einer Bilderfahrung — werden auch Gefühle wahrgenommen und akzentuiert. Wir nehmen nicht nur bestimmte sinnliche Formen wahr, sondern diese rufen zugleich mannigfache emotionale Zustände hervor. Mit dem Cassirerschen Beispiel des Linienzugs haben wir zuerst das physiogno-mische Formerlebnis als erste Sinngliederung des Sinnlichen anerkannt und wir haben damit auch bemerkt, dass dieser ursprüngliche Modus unseres Wahrnehmens schon eine gewisse "Stimmung", eine unmittelbare gefühlsmäßige Atmosphäre zum Ausdruck bringt. Sehr oft wird die Frage nach dem Gefühlsausdruck mit dem epistemologischen Problem eines Verhältnis zwischen einem leblosen Objekt — wie ein Bild — und einem lebendigen Subjekt zusammengebracht. Doch entscheidend ist hier etwas anderes. Bilder besitzen natürlich kein Gefühl. Bilder rufen jedoch Gefühle hervor und artikulieren sie. Was hier in Frage steht, ist also nicht zu wissen, wie ein lebloses Objekt bestimmte Gefühle erwerben kann, sondern vielmehr zu verstehen, wie sich die Artikulation von Gefühlen an die Prägnanzbildung des Bildes koppelt.

Publication details

Published in:

Braga Joaquim (2012) Die symbolische Prägnanz des Bildes: Zu einer Kritik des Bildbegriffs nach der Philosophie Ernst Cassirers. Dordrecht, Springer.

Pages: 135-168

DOI: 10.1007/978-3-86226-975-4_6

Full citation:

Braga Joaquim (2012) Prägnanz und Ausdruck die Transformation der Dynamik des Gefühls, In: Die symbolische Prägnanz des Bildes, Dordrecht, Springer, 135–168.